Teil 2: Mit dem Camper durch Australien – unsere Elternzeitreise

Die erste Hälfte der sechs Wochen unserer Reise ist vorüber. Mittlerweile sind wir drei ein eingespieltes Team. Die Zeit miteinander ist intensiv und wir sind als Familie noch einmal ein Stück mehr zusammenwachsen. Australien ist ein fantastisches Land und die Australier begegnen uns offen und gastfreundlich. Das Reisen mit einem Baby ist ein perfekter Türöffner und wo wir auch sind, kommen wir schnell mit den Einheimischen ins Gespräch. An den wenigen Platz im Camper haben wir uns gewöhnt und ein gutes System gefunden, platzsparend zu packen. Mit dem Sonnenaufgang werden wir früh wach und trinken dann gemütlich unseren Kaffee und Tee im Bett. Tagsüber erkunden wir die Gegend meist zu Fuß, picknicken oder essen auswärts zu Mittag und machen Ausflüge. Abends kuscheln wir uns zu dritt in das kleine, gemütliche Bett im Camper.

Während wir uns in der ersten Hälfte der Reise für den warmen und spannenden tropischen Norden besonders viel Zeit gelassen haben, folgen nun kürzere Stops und längere Strecken. Etappen von bis zu fünf Stunden sind für M. das Höchste der Gefühle. Wir versuchen ihn auf den Fahrten mit Singen, Grimassen schneiden und Knabbereien bei Laune zu halten. Mittagspause machen wir häufig beim gelbem M., auf einer Wiese oder einem Spielplatz. Bis Sydney sind es noch 1800 km. Sydney wird unser letzter Stop und der Ort sein, wo wir den Camper Van zurückgeben und ins Flugzeug zurück nach Deutschland steigen.

Ich möchte dich nun mit auf den zweiten Teil unserer Elternzeitreise nehmen. Den ersten Teil des Beitrages findest du hier.

Seventy Seventeen

Vom städtischen Rockhampton führt unsere Reise weiter nach Seventy Seventeen, ein kleines Dörfchen am Meer. Ein richtig entspanntes, ruhiges Ferienörtchen. Tagsüber trinken wir Kaffee mit wunderbarem Ausblick auf das Meer und abends grillen wir Steaks in der Campkitchen.Wir fühlen uns entschleunigt und empfinden den Ort als Urlaubsfeeling pur.

Für einen Tag buchen wir eine Schnorchel- und Wandertour auf der kleinen benachbarten Insel „Lady Musgrave“. Da uns die beiden bisherigen Schnorcheltouren so gut gefallen haben, freuen wir uns besonders auf den Trip.

Da

Doch unser Ausflug scheint unter einem schlechten Stern zu stehen. Zuerst verspätet sich der Start des Bootes, der um 7 Uhr früh sein soll, um eine Stunde. Umsonst haben wir uns so beeilt, nutzen dann aber die Gelegenheit für einen Kaffee mit einem wunderschönen Ausblick auf das Meer. Wir sind die einzigen Gäste, seltsamerweise erscheint der Rest erst später. Als es dann endlich losgeht, ist die Fahrt rau und das Boot knallt auf die Wellen, das mir speiübel wird. Nach über einer Stunde Fahrt und die kleine Insel schon in Sicht, hören wir plötzlich einen lauten Knall. Das kleine Schiff kommt zum Stehen. Als sich der Skipper seinen Tauscheranzug überzieht und ins Wasser springt, wissen wir, dass es etwas Ernsteres sein muss. Ich denke an „Titanic“ und den Eisberg, sehe uns schon an das Schiffswrack klammernd durch das Meer treiben. Besorgt suche ich die Gesichter der Besatzung nach Zeichen für die Ernsthaftigkeit der Lage ab. Es stellte sich heraus, dass das Boot einen Motorschaden hat. Leider ist nichts zu machen, der Trip beendet. Mehrere Stunden warten wir schaukelnd auf das Schiff, das uns abschleppen wird. Mehr als zwei Drittel der Anwesenden übergeben sich. Martin ist glücklicherweise in der Lage, sich um M. zu kümmern, während ich weiter gegen meine starke Übelkeit kämpfe. M. hingegen unterhält quietschfidel das Boot. Am späten Nachmittag erreichen wir erschöpft Seventy Seventeen.

…danach.

Unsem Campingnachbar tun wir scheinbar leid und spendiert uns auf die Pleite ein Bier, das wir gemeinsam bei Sonnenuntergang am Strand trinken, was den Tag dann doch noch rettet.

Hervey Bay

Hervey Bar ist der letzte Stop bevor es in die Großstadt nach Brisbane geht. Hier mache ich einen meiner schönsten Strandläufe barfuss. Nachmittags spazieren wir in den Ort, essen lecker zu Mittag und geniessen die Sonne am Meer. In dem Wasserpark neben unserem Campingplatz, die es in fast jeder Stadt an der Ostküste gibt und bei denen der Entritt frei ist, schauen wir uns abends eine Lichtershow an. Wir sind nicht sonderlich angetan, scheinen durch Rhein in Flammen und die Kölner Lichter zu verwöhnt worden zu sein.

Brisbane

Nach den vielen wunderbaren Erlebnissen in der Natur und den kleinen Örtchen ist es richtig herrlich, wieder die pulsierende Großstadt zu spüren. Mit über zwei Millionen Einwohner ist Brisbane die Hauptstadt des Bundesstaates Queensland, den wir bald verlassen werden. Besonders Martin kann den Stop kaum abwarten, da er sich seine lang ersehnte Apple Watch kaufen wird. Um alle Annehmlichkeiten der Großstadt nutzen zu können und nicht abseits auf einem Campingplatz abgeschnitten zu sein, gönnen wir uns eine kleine Pause vom Camper und mieten eine Air bnb- Wohnung. Das Camperleben ist klasse, doch so eine Wohnung mit viel Platz, einem richtigen Bett und einem eigenen Badezimmer zu haben, tut richtig gut. Und so geniessen wir die Tage in vollen Zügen. Tagsüber laufen wir viele Kilometer durch die Großstadt und beobachteten die gehetzten Businessleute in ihrer Mittagspause. Unsere eigene verbringen wir auf der Wiese im Brisbane City Botanic Garden, wo wir M. voller Stolz dabei zusehen wie er seine ersten Gehversuche macht.

Erste Gehversuche in Brisbane, die wir nie vergessen werden. 🙂

Auf einer Bootstour auf dem Brisbane River schauen wir uns die Skyline vom Wasser aus an und sind von dem riesigen kostenlosen Wasserspielpark auf der anderen Seite des Flusses beeindruckt. Ein Foto auf der Brisbane- Schrift muss natürlich auch sein, kostet Martin aber einige blaue Flecken. 😉

Byron Bay

In Bayron Bay erwartet uns der erste Regen, was für unser Leben in einem Camper Van ganz schön blöd ist Man muss nicht nur die ganzen Sachen wie Tisch und Stühle im ohnehin zu kleinen Camper lassen, sondern trägt auch den ganzen Matsch von den Toilettengängen hinein. Regen bedeutet in Australien nämlich wirklich Regen und innerhalb weniger Minuten ist der ganze Campingplatz matschig. Zum Glück regnet es abends und nachts, sodass wir dem Prasseln der Tropfen auf unser Dach doch noch etwas abgewinnen können.

Highlight unserer Tage in Byron Bay ist der Coastel walk: Eine Wanderung an der Küste zu einem Leuchtturm mit einer herrlichen Aussicht über das Meer und wunderschönen Stränden. Dabei passieren wir Cape Byron, den östlichsten Punkt des australischen Festlandes. Kurz vor dem Leuchttum haben wir das Glück Wale im Meer zu sehen. Leider kann ich sie nur vermuten, da ich an diesem Tag mit meinen Kontaktlinsen Probleme haben. Aber Martin und M. sehen sie deutlich. Den Nachmittag chillen wir in der Sonne auf der Wiese eines Cafès mit Kaffee und Schokobrownie. Ich denke gerne an diese entspannten und glücklichen Stunden zurück.

Port Macquerie

Der Campingplatz in Port Macqueria liegt direkt am „Breakwall Walking Path”, einem Uferweg mit vielen Steinen, die von Besuchern und Künstlern mit bunten Botschaften versehen wurden. Wir können gar nicht genug von den detailreichen und liebevoll gestalteten Designs kriegen, wandern von Stein zu Stein und posen für Fotos vor ihnen. Neben dem Campingplatz befindet sich eine Half pipe. Wir setzen uns daneben und schauen den Skatern bei ihren waghalsigen Tricks zu.

Newcastle

Wir spüren am Wetter, dass uns unser Trip immer südlicher bringt. Als wir in New Castle ankommen, stürmt und regnet es in Strömen. Unsere Laune sinkt auf dem Tiefpunkt und wir ärgern uns über das fiese Wetter. Zu verwöhnt sind wir von den vielen Wochen bedingunglosen Sonnenschein, den vielen schönen Sonnenaufgängen und -untergängen und dem strahlend blauen Himmel. Wir stellen schnell den Camper ab und machen uns auf in die Stadt. In einem schönen Café am Hafen bestellen wir Kaffee, Cola und Kuchen, was die Laune deutlich hebt. Der nächste Tag erwartet uns schon wieder mit Sonnenstrahlen und warme Temperaturen. So nutzen wir ihn für den „Memorial Walk“, ein Küstenweg der aufwendig und kostenspielig als Denkmal des Ersten Weltkrieges gebaut wurde. Dem Spiel der Wellen aus der Ferne zuzusehen ist einmalig.

Sydney

Wir haben das Ziel erreicht: Sydney! Ein lachendes und ein weinendes Auge begleiten uns als wir die Weltstadt erreichen. Gerne würden wir weitere sechs Wochen durch das Land reisen, freuen uns aber auch auf unser zu Hause, unsere Familie und Freunde.

Der erste Eindruck von Sydney: Man, ist das kalt hier! Wir beziehen ein Zimmer in einer Air bnb- Wohnung bei einem netten französischen Auswanderpärchen. Zum ersten Mal seit sechs Wochen tragen wir tagsüber Jeans, Pullover und Jacke. Der Camper muss zum Verleih zurück. Hoffentlich haben sie nichts zu bemängeln. Beim Verleih geht alles ganz schnell und problemlos.

Sydney im Hintergrund.

Sydney erkunden wir wieder zu Fuß, spazieren so lange durch die City bis unsere Füße schmerzen. Besonders gut in Erinnerung bleibt mir der Stadtteil „Bondi Beach“ der zu den bekanntesten Surfspots der Welt gehört. Zum Mittagsessen essen wir Sushi (ich) und Pommes (Martin und M.) auf der Wiese oberhalb des traumhaften, weitläufigen Strandes. Dabei genießen wir die Wärme der Sonnenstrahlen. M. übt sich wieder am Laufen. Danach spazieren wir einen Teil des Coastel Walks, vorbei an einem atemberaubenden Schwimmbecken direkt an der Küste.

Da die Wege sehr voll sind und wir ständig ausweichen, drehen wir vorzeitig um.

Die letzten Tage unserer Reise vergehen wie im Fluge und so kommt schnell der Morgen, an dem es wieder darum geht, unser Gepäck startklar für die lange Rückreise nach Deutschland zu machen. Obwohl wir beim Kaufen von Andenken an die Reise sehr diszipliniert waren, kommt uns unser Gepäck viel mehr als beim Hinflug vor. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich M. bauchigen vor Ort gekauften Kinderstuhl, unbedingt mitnehmen möchte. Man kann ihn zwar in mehrere Teile relegen, doch Martin erklärt mich erstmal für verrückt, als ich die Idee äußere. Doch der Plan wird Realität: Im Handgepäck und Rucksack reist er mit uns zurück nach Deuschland.

Fazit

Ein knappes Jahr ist seit unserer Elternzeitreise in Australien vergangen. Schnell haben wir wieder in unseren Alltag zurückgefunden und sehen ihn nun doch mit anderen Augen. Durch die gemeinsame intensive Zeit und die vielen tollen Erlebnisse und Erfahrungen, die wir nun teilen, sind wir nicht nur als Familie ein ganzes Stück enger zusammengewachsen. Auch Martin und ich konnten die Reise für Gespräche nutzen, die sich nicht nur um Windeln und die Organisation des Alltages drehen. M. Entwicklung und unsere Freude über seine Fortschritte zu teilen, hat uns wieder näher zusammen geführt. Auch die Herausforderungen der Reise gemeinsam zu bewältigen wie beispielsweise die langen Flüge, M. erstes hohes Fieber und das tagtägliche Leben im Camper mit einem Baby haben uns als Paar und als Person gestärkt. Australien ist nicht nur ein sehenswertes, sondern auch sehr kinderfreundliches modernes Land, das ich als Ort für eine Elternzeitreise uneingeschränkt empfehlen kann. Noch heute macht mein Herz einen kleinen Sprung, wenn ich an diese wunderbare Zeit zurückdenke.

Wenn du Fragen zu unserer Elternzeitreise hast, weil du vielleicht ebenfalls eine planst, oder mir deinen Gedanken zu meinem Beitrag da lassen möchtest, kommentiere ihn gerne hier, bei instagram oder facebook.

Danke! Deine Lilly

3 Kommentare bei „Teil 2: Mit dem Camper durch Australien – unsere Elternzeitreise“

  1. Coole Sache mit den Gehversuchen in Brisbane! Vergisst man wahrscheinlich nicht und bei der Kulisse erst recht nicht. Gruß aus Ingelheim;)

    1. Stimmt, das waren unvergessliche Momente!!Grüße zurück nach Ingelheim😉

  2. Vielen Dank für den hilfreichen Post! Sehr cooler Tipp.

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