3 Dinge, die ich anders sehe, seit ich Mama bin.

Heute wird es noch einmal etwas persönlicher. Nicht zum ersten Mal schreibe ich darüber wie sich mein Leben verändert hat, seitdem ich Mutter geworden bin. Während ich als Mama so viel Liebe und Zuneigung für das mittlerweile gar nicht mehr so kleine Wesen empfinde, das in meinem Bauch war, so ist das Leben auch um einiges anstrengender und komplexer geworden. Gleichzeitig hat sich meine Perspektive auf manche Dinge im Leben verändert. Während ich früher häufig in den Farben schwarz und weiß gedacht habe, so sehe ich heute mehr Graustufen. Welche Themen das genau betrifft und wie vielleicht auch du – unabhängig davon, ob du ebenfalls Mutter oder Vater bist – aus meinen Erfahrungen lernen kannst, erfährst du in diesem Blogartikel.

Viel Spaß beim Lesen und falls du Anmerkungen, Ideen, Fragen hast oder mir einfach etwas Nettes dalassen möchtest, nutze gerne die Kommentarfunktion. Ich freue mich wirklich über j e d e n Kommentar!

1. Pausen zulassen 

Bevor ich Mama wurde, stand ich meistens unter Strom. Ich war immer mit etwas beschäftigt: Zu arbeiten, den Haushalt zu erledigen, Sport zu treiben, einzukaufen, fernzusehen, im Internet zu surfen, usw. Immerzu hatte ich den Drang etwas zutun. Keinen Leerlauf zu haben. Voranzukommen. Meistens habe ich mehrere Sachen gleichzeitig gemacht: Gegessen, dabei fernsehen und im Internet gesurft. Eine Ladung Wäsche eingesetzt, nebenher gekocht und noch schnell ein paar WhatsApp- Nachrichten beantwortet. 

Umso schwerer fiel es mir anfangs, meinen Sohn zu stillen. Mehrmals täglich und dann manchmal für eine ganze Stunde war ich an die Couch „gefesselt“. Schon nach einiger Zeit begann ich nervös zu werden, wenn ich den Wäscheberg zwar sehen, ihn aber nicht abarbeiten konnte. Das Gefühl, tausend To do`s auf der Agenda zu haben, aber nicht voranzukommen war unheimlich schwer auszuhalten. Zu sehr war ich in der Vergangenheit daran gewöhnt gewesen, alles sofort zu erledigen, immer in Bewegung zu sein und wenig zu pausieren. 

Mit der Zeit lernte ich, diese Pausen zuzulassen. Schnell merkte ich wie gut es tut, sich voll und ganz auf eine Sache zu konzentrieren anstatt mehrere auf einmal zu erledigen. Diese Momente zu nutzen, um runterzufahren ohne mich selbst immer wieder zu unterbrechen. Gleichzeitig Stille auch mal auszuhalten.

Mein Sohn trinkt heutzutage zwar nicht mehr an der Brust. Trotzdem versuche ich regelmäßige Pausen in meinen Alltag einzubauen, die mich endschleunigen und erden. Diese Zeit verbringe ich dann gerne alleine und nur mit schönen Dingen, die mir guttun. Immer öfters schalte ich dann mein Handy in den Flugmodus. Statt Multitasking erledige ich Dinge nun viel lieber nacheinander und in Ruhe. Es gelingt mir nicht jeden Tag und nicht immer gleich gut. Manchmal muss ich mich dazu zwingen, mein Handy beiseite zu legen und es nicht permanent auf Nachrichten zu checken. Doch insgesamt merke ich wie ich dadurch nicht nur entspannter, sondern auch eine ganze Ecke fokussierter geworden bin. 

Manchmal sehen Dinge ganz anders als von außen aus, wenn man selbst in der Situation steckt.

2. Mehr beobachten, weniger werten

Seitdem ich Mama bin hat der Begriff „Empathie“ für mich eine ganz neue Bedeutung bekommen. Das liegt sicherlich auch daran, dass man als Eltern öfters in Situationen kommt, in denen man von der Außenwelt in Frage gestellt wird. Jeder scheint in Bezug auf die Erziehung eines Kindes eine Meinung zu haben und nicht selten bekommt man (ungefragte) Ratschläge, die den Umgang mit dem eigenen Kind betreffen. Sich nicht beurteilt oder gar verurteilt zu fühlen, fällt da manchmal schwer. Wenn ich an meine kinderlose Zeit zurückdenke, so habe auch ich früher Menschen schnell in eine Schublade gesteckt. Anderen manchmal unrecht getan, indem ich Entscheidungen in Frage gestellt habe ohne wirklich deren Umstände und Hintergründe zu kennen: Schon als Kleinkinder fernsehen? Eis statt ein richtiges Mittagessen? Die Couch als Hüpfburg für den Nachwuchs?

Als Mutter sehe ich nun Vieles in einem anderen Licht als vorher. Ich habe festgestellt, dass man oftmals anders entscheidet, wenn man tatsächlich in der Situation steckt als sie nur von außen zu betrachten. Dass jeder versucht – unabhängig davon, ob er Mutter oder Vater ist – das Richtige zutun. Und doch machen wir dabei Fehler. Manchmal zweifeln wir auch, was das Richtige überhaupt ist. Müssen schnell entscheiden, ohne eine Pro/Contra- Liste zu haben.  

Schnell interpretieren wir das Handeln eines Anderen falsch, verurteilen es oder wissen es besser. Ohne uns wirklich in die Situation hineinversetzen zu versuchen.

M. darf übrigens manchmal ein bisschen fernsehen. Im Urlaub hat er gelegentlich sogar ein Eis nach dem Mittagessen und eines nach dem Abendessen bekommen. Und ja, unsere Couch kommt manchmal tatsächlich einer Hüpfburg gleich. Zum Glück ist sie schon etwas in die Jahre gekommen…

Meine Erfahrungen der letzten 1 1/2 Jahren als Mutter haben mich darin gelehrt, meine Urteile nicht vorschnell zu treffen. Stattdessen erst einmal nur zu betrachten ohne zu bewerten. Verschiedene Perspektiven stehen zu lassen ohne sie in besser oder schlechter, richtig oder falsch einzuteilen. Indem ich verständnisvoller mit meiner Umwelt umgehe, gebe ich dadurch auch mir die Erlaubnis, nicht alles perfekt und Fehler machen zu dürfen. Und trotzdem falle ich manchmal in die alte Gewohnheit zurück. Mich aber immer wieder zurückzuholen und daran zu erinnern, lässt mich entspannter durch meinen Alltag gehen. 

Kritik ist nicht immer nur negativ, sondern auch eine Chance besser zu werden und an uns zu arbeiten.

3. Mit Kritik positiv umgehen

Auch das Thema „Kritik“ ist in meinem Alltag viel präsenter geworden, seitdem ich Mama bin. Häufig erhält man Ratschlägen und Empfehlungen in Sachen Kind und Erziehung: Ist es auch warm genug angezogen? Hat es genug gegessen? Darf es da wirklich darauf klettern? Ist das nicht zu gefährlich? In den Schuhen läuft es aber wesentlich schlechter als in den Alten. Langsam solltet ihr aber mal die Haare schneiden lassen! Schläft es denn endlich durch? Sein Bett steht noch immer in eurem Zimmer? Wann wollt ihr das denn mal ändern?

Mehr und mehr fingen die vielen Ratschläge und Empfehlungen an, mich zu stören. Immer schlechter konnte ich zwischen gut gemeinten Empfehlungen und zwischen den Zeilen geäußerter Kritik unterscheiden. Nicht selten erwischte ich mich selbst dabei, mich für meine Entscheidungen zu rechtfertigen. Oder mich so zu verhalten, dass ich erst gar nicht aneckte. 

Ich begann darüber nachzudenken wie ich Kritik konstruktiv betrachten kann. Sie nicht als Angriff auf meine Person zu sehen, sondern als Chance zu nutzen, um an mir zu arbeiten und besser zu werden. Allein das Wort „Kritik“ verbinden die meisten von uns mit etwas Negativem. Jeder von uns kennt es: Sie kann manchmal richtig wehtun und trifft uns persönlich. Vor allem dann, wenn sie unerwartet kommt oder einen wunden Punkt trifft. Schnell nehmen wir dann eine Abwehrhaltung ein und weisen sie von uns. 

Um nicht weiter in diese Falle hinein zu tappen, habe ich mir in der letzten Zeit verschiedene Gedanken zu dem Thema gemacht. Online recherchiert wie andere damit umgehen. Heraus kamen diese Tipps, die mich nun mit Kritik positiver umgehen lassen:

  1. Die Kritik nicht sofort persönlich nehmen, in dem wir sie abwehren oder uns rechtfertigen.  Stattdessen versuche ich für mich zu verstehen, was genau meinen Gegenüber stört. 
  2. Ist die Kritik gerechtfertigt? Wie ist meine eigene Sicht dazu? Habe ich eine andere Ansicht, so kann ich sie äußern und auch so stehenlassen. Manchmal betrifft die Kritik auch ein Thema, über das ich noch nicht genau nachgedacht habe. Dann versuche ich einen Schritt zurückzugehen und mir die Zeit dafür zu nehmen ohne sofort reagieren zu müssen. 
  3. Welche Absicht steckt hinter der Kritik? Möchte mir mein Gegenüber helfen, mich auf etwas aufmerksam machen, damit ich besser werde? Sorgt er sich um mich und die Kritik vielleicht Ausdruck von Liebe oder Zuneigung? 

Was mir auch geholfen hat, ist zu akzeptieren, dass es eben verschiedene Meinungen und Ansichten gibt und dass nicht jeder mit meinen Entscheidungen einverstanden sein muss, solange ich dahinter stehe. Immer gelingt mir diese Vorgehensweise noch nicht, aber da wir Menschen schließlich Gewohnheitstiere sind bedarf es manchmal wohl ein bisschen Zeit und Geduld. 

Wie ist es bei dir? Hast du auch die Erfahrung gemacht, dass du durch einen bestimmten Einschnitt im Leben, Dinge plötzlich ganz anders siehst? Lass es mich gerne wissen!

Eine wundervolle Woche! Liebe Grüße, deine Lilly


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