Jung aussehen: Fluch oder Segen?

Heute schreibe ich über ein Thema, das mich seit meiner Jugend beschäftigt. Dabei gibt es starke Tage, an denen ich eine positiven Blick darauf habe und schwache Tage, an denen es mich furchtbar nervt. 

Erst kürzlich wieder bin ich wieder damit konfrontiert worden als ich mich telefonisch über einen Partyraum zur Vermietung erkundigt habe. „Wie alt sind Sie denn überhaupt?“, wurde ich von der Stimme am anderen Ende der Leitung gefragt. „Alt genug“, entgegnete ich. 

Studieren Sie denn noch…?

Als kleine Frau mit kindlichen Gesichtszügen und einer Größe von 161cm ist mein Alter immer wieder Thema. Über die Tatsache, dass ich mit fast 30 noch beim Kauf von Alkoholika an der Kasse bei Rewe nach dem Ausweis gefragt wurde, kann ich ja hinweg lächeln. Ich erinnere mich aber noch gut an eine Situation, in der ich in einen Nachtclub mit dem Grund nicht reingelassen wurde, dass ich „zu jung aussehe“. Mein Ausweis, der bestätigte, dass ich bereits Mitte 20 war, interessierte dabei nicht. Während es mir damals einfach nur peinlich war, finde ich es im Nachhinein ziemlich diskriminierend. „Studieren Sie denn noch…?“, wurde ich kürzlich von meiner Nachbarin gefragt, die ich mit meinem Sohn auf dem Arm traf. 

Immer wieder werde ich gefragt wie alt ich bin. Immer wieder wird mir gespiegelt wie jung ich aussehe, wenn ich es nenne. Jung aussehen bezieht sich jedoch hier nicht auf eine straffe Gesichtshaut und Haare frei von grauen Strähnen. Vor allem ist damit eine Wertung verbunden: Junges Aussehen = wenig Lebenserfahrung = wenig Reife. Doch mit über 30 möchte man nicht mehr für grün hinter den Ohren gehalten werden. Für ein junges Mädchen, das noch keine Verantwortung übernimmt, keinen eigenen Haushalt führt, keine Verträge unterschreibt und überhaupt noch nicht am „richtigen Leben“ teilnimmt. Wenn dann zu einem kindliches Aussehen auch noch eine zarte Stimme und eine ruhige Art kommt, ist die Sache klar: Schublade auf, Schublade zu. 

Der Kampf um Vorurteile nervt manchmal ganz schön.

First world problems?

„First World Problems“ mag dem ein oder anderen nun in den Kopf schießen. Doch der stetigen Kampf um Autorität, um das ernst genommen werden und darum, dass man mir nicht die Welt erklären muss ist manchmal ziemlich anstrengend. 

Hinzu kommen ganz banale Problemen des Alltages kleiner Frauen: Auf die Arbeitsplatte steigen zu müssen, um an den obersten Teil des Küchenschrankes heranzukommen. In überfüllten Straßenbahnen im Sommer auf der Höhe verschwitzter Achseln zu stehen. Auf Gruppenfotos IMMER nach vorne gestellt zu werden. Zu fast allen anderen aufschauen zu müssen…

Nun ja, es mag ja auch Vorteile geben, klein zu sein: mehr Beinfreiheit im Flugzeug, Kleidung in der Kinderabteilung kaufen zu können oder nicht in die Gefahr zu kommen, sich in einer Dachgeschosswohnung den Kopf zu stoßen… Manchmal mag es ja sogar auch ganz schön sein, unterschätzt zu werden und dann Lob zu ernten. An manchen Tagen nervt es aber einfach nur, erstmal beweisen zu müssen, dass man nicht das „kleine Mädchen“ ist.

Wenn dich das Thema interessiert, findest du hier einen weiteren Artikel:

https://www.jetzt.de/meine-theorie/juenger-aussehen-als-man-ist

Und hier noch eine Inspiration, warum es manchmal auch schön sein kann, klein zu sein: 

https://www.we-go-wild.com/klein-aber-oho-warum-es-super-ist-klein-zu-sein/

Das Patentrezept für einen guten Umgang damit habe ich noch nicht gefunden. Kennst du ebenfalls das Problem? Wie gehst du damit um?

Hab eine schöne Zeit! Alles Gute, Lilly 

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