Warum ich manchmal gerne alleine bin.

Allein zu sein fällt mir nicht schwer. Im Gegenteil: Manchmal genieße ich die Ruhe und nehme mir bewusst Zeit nur für mich. Das war nicht immer so. 

Eat, pray, love

Ich erinnere mich noch gut an den Abend als ich zum ersten Mal alleine ins Kino ging. Vor etwa zehn Jahren – mit Anfang 20 und gerade von zu Hause ausgezogen – hatte ich an einem Abend spontan Lust auf Kino. Der Film „Eat, pray, love“ war gerade angelaufen und interessierte mich sehr. Passend zu der Phase, in der ich gerade steckte, geht darin Julia Roberts auf die Reise nach ihrem Selbst, die sie zuerst nach Italien, dann nach Bali und zuletzt nach Indien führt.

Bei meinen Freundinnen und Kumpels anzurufen, erschien mir zu kurzfristig. Kurzerhand entschied ich mich alleine ins Kino zugehen. Auf dem Hinweg hoffte ich in der Bahn niemanden zu treffen. Ohne eine Begleitung fühlte es sich seltsam an. Zu peinlich wäre mir damals die Frage gewesen, wo ich an einem Sonntagabend alleine hinfahre. Auch an der Kinokasse fragte mich die Verkäuferin verwundert, ob ich wirklich nur eine Karte kaufen möchte. Im dunklen Kinosaal war ich froh, nicht aufzufallen.

Der Film gefiel mir richtig gut. Auf dem Heimweg machte sich ein Gefühl der Zufriedenheit in mir breit. Auch in den nächsten Tagen fühlte es sich noch gut, an, mich etwas getraut zu haben, was mir im Vorhinein Unbehagen bereitet hatte. Jemanden von dem Ereignis zu erzählen, traute ich mich damals nicht. 

Allein sein zu müssen ist das Schwerste, allein sein zu können das Schönste. (Hans Krailsheimer)

Meine erste Pilgerung 

Im Frühling 2019 entschied ich mich, für mehrere Tage alleine wandern zu gehen. Ich fragte niemanden, ob er mitgehen wollte. Stattdessen wollte ich diese Erfahrung nur für mich machen. Auf die Idee gekommen, bin ich durch meinen Kumpel Tom, dessen Erzählungen mich sehr gereizt haben. Doch wenn ich abends im Bett lag und einzuschlafen versuchte, schossen mir immer die Fragen durch in den Kopf: Wird es mir so ganz alleine gefallen? Werde ich mich einsam fühlen? Was mache ich, wenn ich den Weg nicht finde oder mich sogar verlaufe?

Der Abschied von zu Hause fiel mir nicht ganz leicht. Der kleine Mann war gerade 1 1/2 Jahre alt und steckte mitten in einer Mama- Phase. Doch je weiter ich mich von der Heimat entfernte, desto mehr genoss ich das Alleinsein. Meinen Gedanken nachzuhängen, Podcast zu hören und die Umgebung zu genießen war einfach nur schön. Wo man im Alltag von verschiedensten Reizen der Umwelt abgelenkt wird, so konnte ich mich in der Stille der Moselregion voll und ganz auf mich konzentrieren. Je mehr ich Gedanken zuließ, die ich im Täglichen schnell mal verdrängte, desto ruhiger und entspannter wurde ich. Der eigenen Intuition zu folgen, Entscheidungen zu treffen und deren Konsequenzen alleine tragen zu müssen, stärkten mich.

Meine beiden Jungs fehlten mir, doch ich genoss das große Hotelbett, ganz für mich alleine zu haben. Abends ließ ich den Tag in einem Restaurant mit gutem Essen und leckerem Wein ausklingen. Dabei schrieb ich die Eindrücke des Tages auf oder las in meinem Buch. Die neugierigen Blicke der Gäste an den anderen Tischen störten mich nicht. Früher wäre so ein Besuch in einem Restaurant für mich undenkbar gewesen. Zu groß war die Angst, was die anderen von mir denken könnten. 

Von meiner Pilgerung kehrte ausgeglichen und gestärkt zurück. In diesen Tagen entstand übrigens auch die Idee zu Cologne Creative.

Allein sein bedeutet nicht einsam zu sein

Seit ich Mama bin, schätze ich die Zeit für mich alleine, besonders wert. Zeit, in der ich auf meine Bedürfnisse eingehen und den Dingen nachgehen kann, die ich gerade brauche: durch die Stadt bummeln, in einem Buch lesen, ganz in Ruhe einen guten Kaffee trinken, nähen, meditieren oder eine schöne Serie gucken. Ganz in meinem eigenen Tempo, ohne unterbrochen zu werden oder mich nach anderen Bedürfnissen zu richten. Sie erdet mich nach stressigen Woche. Gleichzeitig gibt sie mir die Sicherheit und lässt mich Energie auftanken. Manchmal muss es gar nicht lange sein. Dann reichen 15 Minuten aus, um mich danach wieder mit einem freien Kopf anderen zuwenden zu können. 

Wo ich früher Angst vor dem Gefühl der Einsamkeit hatte, lernte ich, dass allein zu sein nicht bedeuten muss, sich einsam zu fühlen. Auch, wenn das eine das andere impliziert, kann man sich genauso unter vielen Menschen einsam fühlen oder andersherum glücklich sein, wenn man alleine ist. Hier findest du eine guten Artikel dazu.

Mein wichtigster Schritt in diese Richtung war, mich von dem Gedanken der anderen zu befreien, indem ich mich der Angst stellte. Bist du manchmal auch gerne alleine? Was machst du am liebsten nur für dich?

Liebe Grüße, deine Lilly 

Ein Kommentar bei „Warum ich manchmal gerne alleine bin.“

  1. Liebe Lilly,

    ich finde Deine Blogbeiträge sehr schön und lese sie immer wieder gerne, vielen Dank dafür! Ich habe einen ähnlichen Weg eingeschlagen wie in diesem Blogbeitrag und möchte wieder bewusster/achtsamer leben und im Hier und Jetzt leben. Und auf diesem Wege beschäftige ich mich auch viel mit mir und meinen Glaubenssätzen. Und dafür braucht es eines: Zeit. Zeit mal nur für mich und meine Gedanken. Abseits von den digitalen Medien wie What’s App, E-mails und all den Eindrücken die permanent auf uns einprasseln und gar nicht verarbeitet werden können… Schön, dass Du Deine Gedanken und Gefühle mit uns teilst, ich sehe mich in vielen Aspekten und nehme Deine Anreize und Gedanken gerne mit auf meinem Weg!

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