Geschenkerausch unter dem Weihnachtsbaum- wenn Kinder zu viele Geschenke bekommen

Weihnachten steht vor der Tür. Mit kaum einem anderen Fest verbinden wir so viele Traditionen. Besonders Geschenke sind als festes Brauchtum nicht mehr wegzudenken. Die Symbolik der Bescherung erinnert an den Ursprung der Weihnachtsgeschichte. Nach der Geburt Jesus Christus ehrten ihn die drei Heilige Könige mit Gaben. Vor allem Kinder fiebern monatelang auf die Bescherung zu Weihnachten hin. Es werden Briefe und Wunschzettel an das Christkind oder den Weihnachtsmann geschrieben.

Inzwischen ist die Freude am Schenken ein Trend geworden, der über die christliche Tradition hinausgeht: Auch Erwachsene machen sich gegenseitig Geschenke, sodass zu keinem weiteren Zeitpunkt im Jahr so gerne und viel verschenkt wird wie zu Weihnachten. 

In diesem Jahr bin ich meiner Mami- Gruppe bei Facebook häufig über die Frage gestolpert, womit Kindern eine Freude gemacht werden kann, die keine Wünsche haben. Viele Mütter antworteten und berichteten von ihrer Geschenkwahl für die Sprösslinge. 

Die vielen Fragen zu dem Thema irritierte mich. Genauso überrascht war ich auch über die Reaktionen der Mütter, die nicht selten Ausgaben für Geschenke in höherer dreistelliger Summe pro Kind offenbarten. Ich begann mir die Frage zu stellen, wie viele Geschenke Kindern eigentlich gut tun. 

Wie könnte ein Weihnachten ohne Geschenke aussehen? Geht das überhaupt?

Bei meinen Recherchen stieß sich auf den Blogpost von Oliver Samson: „Keine Geschenke zu Weihnachten – mit Kindern“. Zusammen mit seiner Familie entschied er sich sich für das Abschaffen der Geschenke unter dem Tannenbaum. Sein Fazit: Weihnachten zu feiern ist seitdem nicht nur schöner, sondern auch entspannter. Ein Blick in den Artikel lohnt sich.  

Auch Nicole erzählt auf ihrem Blog familieordentlich wie sie mit Geschenken zu Weihnachten in ihrer Familie umgeht. Seit ihrer Kindheit leidet sie an einer großen „Weihnachtsdepression“, dem seltsamen Gefühl von Leere, nachdem alle Geschenke ausgepackt sind, auf die sie seit Wochen hin gefiebert hatte. Als sie dieselbe Reaktion auch bei ihren Kindern sah, entschied sie sich, einen anderen Weg einzuschlagen. Statt vieler Geschenke, die aufgerissen und kurze Zeit später achtlos in der Ecke landen, gibt es von nun an „nur“ noch drei bewusst ausgewählte Geschenke. Welche interessanten Erfahrungen sie mit der drei- Geschenke- Regel gemacht hat, kannst du hier nachlesen. 

„Und das Schlimmste ist: Auch meine Kinder leiden daran. Ich habe es in ihren Augen gesehen. Im letzten Jahr hatten sie hektisch alle Geschenke aufgerissen. Schnell, schnell immer das Nächste bis der Berg abgetragen war. Dann hielten sie inne und sahen mich mit Augen an, die zu fragen schienen: “Und jetzt, Mama? Alle Geschenke sind ausgepackt. Was soll ich jetzt mit dem ganzen Zeug machen?“ Sie konnten sich nicht über ein einzelnes Geschenk freuen. Es waren einfach zu viele. Meine Kinder waren schlicht überfordert.“

www.familieordentlich.de

Wie sich Geschenke auf die kindliche Psyche auswirken 

Weihnachten mit Kindern zu feiern ist besonders schön und gibt uns Erwachsenen etwas von dem Zauber zurück, der uns über die Jahre vielleicht ein Stück verloren gegangen ist. Unumstritten machen leuchtende Kinderaugen beim Auspacken der Päckchen auch uns glücklich. Doch welchen Einfluss haben eigentlich Geschenke auf die Psyche unserer Kinder?

Mit zu vielen Geschenken sind Kinder überfordert“, sagt die Psychologin Svenja Lüthge. Ein Berg an Geschenken  verunsichere Kinder sogar in dem Maße, dass sie nicht wissen, welchem sie sich zuerst zuwenden sollen. „Zu viele Geschenke können Kindern auf jeden Fall schaden. Wenn das Kind schon im Kindergartenalter ständig alles kriegt, was es haben will, dann merkt es sich das. So verstehen Kinder nicht, dass sie auch mal verzichten müssen, lernen keine Frustrationstoleranz. Sie werden verwöhnt und haben keine Wertschätzung mehr für materielle Dinge. Und sie merken, dass Eltern quasi für die Zeit bezahlen, in der sie nicht da sind. Wenn die Kinder dann ins Schulalter kommen, verstehen sie ganz schnell, dass sie nur so viel wert sind, wie das, was sie haben. Sie definieren sich über ihren Status. Diese Kinder werden sehr einsam.“ 

Das sei ähnlich wie beim Loben bestätigt der Kinderarzt Herbert Renz- Polster: „Ein Lob verliert auch seinen Wert, wenn Kinder damit überschüttet werden.“ (Lese dazu meinen Blogartikel „Lob schadet?!“). 

Auch der Neurobiologe Gerald Hüther warnt davor, Kinder mit Geschenken zu überschütten: „Glückliche Kinder brauchen keine materiellen Geschenke.“ Stattdessen haben Kinder „zwei seelische Grundbedürfnisse. Zum einen nach Verbundenheit und Geborgenheit, zum anderen nach Freiheit und Autonomie. Wenn es gelingt, diese Bedürfnisse zu erfüllen, dann haben wir glückliche Kinder.“ Konsum sei vielmehr ein Ersatz für ungestillte Bedürfnisse. Im Hirn entsteht bei einem Bedürfnisdefizit ein Mangel des Glückshormons Dopamin. Als Folge entstehe eine fatale Wunschspirale, die zu einem Egozentrismus und der konstanten ausweglosen Suche nach Glück führe. 

Der Sozialpädagoge Armin Krenz ist sich sicher, dass ein aufmerksamer und wertschätzender Umgang mit ihnen das größte Geschenk für Kindern sei. 

Quellen: https://www.refinery29.com/de-de/2017/11/183413/psyche-kinder-geschenke; https://www.oekotest.de/kinder-familie/Gerald-Huether-Glueckliche-Kinder-brauchen-keine-materiellen-Geschenke_11023_1.html

Das Thema „Geschenke“ an Weihnachten bei uns

Bis unserer kleiner Mann drei Jahre wurde, haben wir ihm zu Weihnachten nichts geschenkt. Das lag zum einen daran, dass wir der Meinung sind, dass er bis dato von seiner Entwicklung her noch nicht in der Lage war, den Sinn und Zweck von Geschenken zu begreifen. Zum andere durften die Großeltern jeweils eine Sache schenken, was wir „genug“ fanden. Auch heute legen wir noch Wert darauf, dass nur eine reduzierte Anzahl an Geschenken bekommt, die er auspacken kann. Sinnvoll ist es auch, das Auspacken zeitlich auseinander zu ziehen statt alles gleichzeitig zu schenken. 

Im Sinne der Nachhaltigkeit finden wir es auch schön gut erhaltenes, gebrauchtes Spielzeug zu verschenken. 

In meinen Augen sind Geschenke ein Teil der weihnachtlichen Tradition und ich könnte mir ein Weihnachten ohne Geschenke für Kinder schwer vorstellen. Trotzdem finde ich, dass der Zauber von Weihnachten weit mehr als das wilde Aufreißen der Päckchen ist. Daher versuchen wir die Adventszeit und den Weihnachtsabend so zu gestalten, dass der Fokus nicht allein auf den Geschenken liegt. So gehören unsere Adventsfrühstücke, das Plätzchen backen und das tägliche Vorlesen eines Büchleins des Adventskalenders genauso zur Weihnachtszeit wie Geschenke unter dem Tannenbaum. Mein Mann und ich beschenken uns übrigens nicht. Auch innerhalb der Familie verschenken wir nur Kleinigkeiten und Dinge mir ideellem Wert. 

Wie stehst du zum Thema „Geschenke an Weihnachten“? Wenn du dir noch unsicher bist, schau dir doch mal diese hilfreichen Tipp zum Thema „Geschenke zu Weihnachten“ an.

Hab eine schöne Adventszeit! Liebe Grüße Lilly

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